HeiSS - in jeder Beziehung

  4. Juli in DETMOLD

Foto: Claudia ReismannDie Lichter auf dem Gelände malen genau das passende Ambiente für ihn. Da steht er auf der Bühne, mit den weißblonden Haaren und roter Gitarre in der Hand. Michael Sele ist schon optisch einmalig, ganz zu schweigen von der Musik. Gerne packen wir ja alles in Schubladen, auch die Musik wird oft kategorisiert. Spätesten live wird jedem klar, dass das mit THE BEAUTY OF GEMINA nicht funktioniert. Mal akustisch, mal elektronisch, mal emotional, mal witzig - bei TBOG ist alles dabei. Gothic Rock gemischt mit klassischen Elementen, Synthesizern und einem Hauch von Blues ergibt eine einmalige Mixtur, die Potential hat, Generationen zu bewegen.

Der mitreißende Headliner ist aber bei weitem nicht alles, was das Owls'n'Bats-Festival direkt unterm Hermannsdenkmal in Detmold zu bieten hat. Spiral69 aus Rom, die Band rund um das visuelle Schmuckstück und Frontmann Ricacardo Sabetti, eröffnet das wohl heißeste Festival seit Langem. Sie rocken - trotz anfänglicher technischer Probleme und bei Temperaturen um die 37 Grad nicht eben idealem Tanzwetter - mit einer guten Mischung aus Dark Wave und rockigen Sounds die Menge. Römer unter dem Herrmann, das ist ja schon eine Geschichte für sich... Das Happyend: absolut festivaltauglich!

Nur kurz darauf entert die aus Leeds (UK) stammende Band Zeitgeist Zero die Bühne. Momentan als Support mit The Cruxshadows unterwegs, überzeugen sie mit charismatischer Frontsängerin und alternativ rockigen Klängen, die einen Touch Rockabilly und elektronische Nuancen aufweisen.

Dann folgt mit Winter Severity Index noch ein Duo aus der italienischen Hauptstadt. Cold Wave ist, um ehrlich zu sein, nicht unbedingt die Musik der Autorin - und wird es wohl auch nach dem Auftritt der Mädels nicht werden. Eher eintönig und langweilig kommt es an - doch das ist ja bekanntlich vor allem Geschmackssache.

Das gilt natürlich einmal mehr für all das, was der Schattenmarkt zu bieten hat: imposante Kopfbedeckungen ebenso wie Masken, Schmuck, Klamotten, Schuhe. Ein Fest für jede Kreditkarte... Das gilt übrigens nicht für die sehr maßvollen Getränkepreise: 1,50 Euro für ein großes Glas Wasser sind eine sehr positive Überraschung. Nicht einmal Becherpfand wird fällig. Hunger muss auch niemand leiden: Burger und (kalte) Suppen, vegetarisch und für Fleischfresser, stehen zur Auswahl.

Als die Temperaturen langsam angenehmer werden, ist auch genug Luft, um sich ein wenig zu bewegen. Das kanadisch-deutsche Duo Psyche sorgt für den passenden musikalischen Background. Darrin C. Huss und Stefan Rabura sind schon seit den 80ern aktiv, eine neue Scheibe allerdings lässt seit jetzt zehn Jahren auf sich warten. Verlernt haben die beiden jedoch nichts: Sie reißen das Publikum einfach mit. Dank Humor, gutem Synthie-Pop und der tollen Stimme von Darrin ist es eine gelungene Stunde und der perfekte Einklang auf das Highlight des Abends.

Fazit des Tages unterm Hermann: Wer bei einem Festival Wert auf freundschaftliches, fast schon familiäres Flair, Bandnähe und ein unvergleichliches Ambiente legt, der ist auf dem 386 Meter hohen Berg „die Grotenburg“ im ländlichen lippischen Kreis genau richtig. Mitten im Teutoburger Wald auf einer Lichtung, Schatten spendende Bäume ringsherum, direkt dahinter das 53,46 Meter hohe Hermannsdenkmal - diese Location ist wirklich einmalig. Und sie allein war es schon wert, das klimatisierte Auto zu verlassen ... 
;-)


Halie (Text)  & Claudia Reismann (Foto) für BlackSpot, Juli 2015

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